Hunger

Es hatte eine Weile gedauert bis das sanfte, stete Rieseln des Wassers aus der Dusche Aimee die Verspannung des Morgens aus dem Rücken massiert hatte. Ihr Atem war immer flacher geworden und nach und nach drang die Wärme des Nass, welches sie umfloss, tiefer. Bis tatsächlich die gesamte Verkrampfung ihres angestrengten Nackens verflogen war und sich eine wohlige Entspanntheit in ihr breit machte.

Aimee musste lächeln. Sie öffnete die Augen und blickte durch den Sprühnebel des Wassers. Hinein in das sanfte Licht der wenigen schlanken Kerzen, die ihrem Badezimmer eine weiche, ganz zu ihrer Stimmung passende Atmosphäre verliehen.

Es war nicht ungewöhnlich für sie, das Gleißen der Nachmittagssonne einfach durch das Herablassen der Jalousie auszuschließen um in das angenehmere Licht der sie umgebenden Teelichter zu tauchen.

Aimee war tatsächlich genau so, wie sie sich am liebsten selbst sah: direkt und gradlinig, wenn sie bekommen konnte wonach ihr war. Was waren schon die Konventionen all der unsicheren und spießigen Leute, die sich nicht mal trauten hemmungslos und frei zu träumen? Geschweige denn das, was in ihnen nach Befreiung drängte, auch hinaus zu lassen; mit voller Wucht und Tiefe?

Ihr versonnenes Lächeln hielt sich und ließ, langsam breiter werdend, das Weiß ihrer makellosen Zahnreihen erscheinen. Sie musste an ihr Vorhaben denken. In gut zwei Stunden war sie mit Sophie verabredet. Zum Abendessen in ihrem Lieblingsrestaurant, nah an dem Geschäftsgebäude, in dem sich Sophies Firma befand.

Aimee hätte sie jetzt gerne hier bei sich unter der Dusche gehabt, aber Sophies Tagesablauf ließ derart spontane und zeitlich unbegrenzt auslebbare Momente selten zu. Die Belange der Firma, die sie zu führen hatte, diktierten unerbittlich alle sieben Tage der Woche. Doch zum Glück kannte Aimee auch die undisziplinierte und hemmungslos hingebungsvolle Seite an ihrer Freundin. Wobei die Etikettierung als „Freundin“ nicht unbedingt die tatsächliche Basis ihrer Beziehung zueinander widergab. Sophie und Aimee befanden sich in ihren leidenschaftlichen Aufeinandertreffen in einem immerwährenden Kampf um die Dominanz. Wobei die sexuelle Komponente eine stete Vorherrschaft auf diesem Schlachtfeld behielt.

Kennen gelernt hatten sie sich auf einem Kongress, der in einem der größten Hotels der Stadt stattgefunden hatte. Aimee hatte den verrückten Einfall bekommen, sich in freiwilliger Konkurenz mit den professionellen Begleiterinnen zu messen, die bei einem solchen Ereigniss so unweigerlich dazu gehörten, wie ein Schwarm Schmeissfliegen zu einer Herde Kühe auf der Weide.

Dieser Vergleich jedenfalls ging Aimee damals beim Betreten der relativ groß angelegten Hotelbar durch den Kopf. Da hatten sie gesessen, aufgereiht, wie an einer Schnur und so offensichtlich geschäftstüchtig animierend, dass ihr kaum ein anderes Bild in den kurzen Blondschopf hatte kommen können. Junge Frauen mit Löwenmähne, in kurzen Kleidern, deren lasziv bestrumpfte Beine am Ziel aller erlösungsbegierigen Gedanken der anwesenden Herren in einer kaufbaren Ablenkung vom Geschäft zusammenfanden und feil geboten wurden.

Sophie hatte in diesem klassischen Pool von gleichgerichtetem Angebot und Nachfrage unweigerlich heraus gestochen. Sie hatte ebenfalls an der Bar gesessen, strahlte aber eine beinahe greifbare Unnahbarkeit aus, die die Plätze zu ihrer linken und rechten frei bleiben gelassen hatte. Auf den Gedanken, sich auf eine Geschäftsfrau zu konzentrieren war Aimee gar nicht erst gekommen. Aber diese Vorstellung hatte sie spontan innerlich vor Aufregung zittern lassen.

Sie hatte für ihr Äußeres ein klassisches, sehr eng geschnittenes Outfit gewählt. Der etwas kurz geratene Mini ihres anthrazitfarbenen Kostüms zog die Blicke einiger, weniger abgelenkter Barbesucher auf sich. Aber das auch nur für die wenigen Momente, die es gedauert hatte, auf dem Weg, hin zum Objekt ihrer entfachten Begierde, an dem jeweiligen Platz vorbeizukommen. Einige, in deren Nähe sich nicht bereits die angestrebte Begleitung für die Nacht befunden hatte, hatten kurz aufgeblickt, die auffällige Blondine in ihrem wiegenden Schritt gemustert und in ihr eher die Geschäftsfrau erkannt, als eine weitere Prostituierte.

So war sie auf ihren High-Heels an Sophies Seite geschwebt und auf einem der weinroten, ledernen Barhocker gelandet von wo aus sie ihre Eroberung gestartet hatte.

Aimee blinzelte sich zurück in die Gegenwart. Sie begann das stete Prasseln des Wassers auf den Schultern als unangenehm zu empfinden. Zudem schwand langsam aber sicher die Zeit und sie beschloss, Sophie direkt in der Firma abzuholen. Es sollte eine weitere, nicht einmal so kleine Provokation werden, denn in dem Outfit, in dem sie dort auftreten wollte, war ihr die uneingeschränkte Aufmerksamkeit von Sophies Angestellten mehr als gewiss.

Sie stellte die Dusche ab und stieg hinaus auf die warmen, vom Dunst leicht feuchten Fliesen um nach dem Badetuch zu greifen. Mit dem weichen Frottee um den Busen geschlungen verlies sie das Bad und trat in die frischere Luft des lichtdurchfluteten Flurs, der hinaus auf die Gartenterasse führte.

Nils, der jüngere der beiden Brüder ihrer allein lebenden Nachbarin lag auf dem Rasen des gemeinsamen Gartens und sonnte sich. Aber Aimee hatte jetzt weder die Zeit noch die Lust sich an seiner stets verlegenen und nur mühsam unterdrückten Geilheit zu erfreuen. Also hob sie nur kurz lächelnd die Hand, nahm mit geschlossenen Augen für den Moment eines langen Atemzugs ein Bad in der Sonne und machte sich zurück auf den Weg um sich anzuziehen. Ihre Gedanken eilten bereits wieder voraus, hin zu den bereitgelegten Kleidungsstücken und weiter, bis hin zu dem Moment in dem sie dort im 43. Stockwerk bei Sophies Leuten mit ihrem Erscheinen die Luft zum Brennen bringen würde.

* * *

Das unstete, leise Summen der Klimaanlage verstärkte Diannes Unbehagen. Sie schaute zum wiederholten Male auf die billige Uhr, die ihr Handgelenk zierte. Seit 69 Stunden trug sie nun bereits den aufwendig gefertigten Keuschheitsgürtel und es wurde langsam unangenehmer den anhaltenden Druck der perfekt gepolsterten Mittelstrebe, die fest auf ihren dauerfeuchten Schamlippen lag, zu ertragen. Dianne zweifelte daran, dass es noch viel länger dauern würde bis irgend jemand den eindeutigen Geruch, der langsam zwischen ihren Schenkeln heraufgezogen war, wahrnehmen und als das erkennen würde, was er war: eine süße Mischung aus Urin und Scheidensekreten, die sie aufgrund der immer wiederkehrenden Phasen von Geilheit fließen fühlte. Zugleich war es genau dieser Geruch, der für Dianne eine ununterbrochene Reihe von Zyklen zwischen Erregung und Angst bewirkte, die sich in gleichmäßiger Harmonie aus ihm nährten. Sie dachte zu viel an die geilen Sexgeschichten, die sie schon gelesen hatte.

„Hallo, Dianne.”, flötete eine ihr irgendwie vertraut klingende, tiefe reife Frauen stimme.

Sie schreckte auf und sah in das lächelnde Gesicht von Aimee Drusquart. Ein Name, der ihr spontan wieder einfiel. Und sie erinnerte sich auch unweigerlich an die erste Begegnung mit dieser Frau, die für sie auf eine faszinierende Art nicht einzuordnen war. Ihre Chefin hatte Aimee auf einer kleinen Gartenparty anlässlich eines für die Firma enorm gewinnbringenden Geschäftsabschlusses als freie Autorin vorgestellt. Es dürfte damals nicht einen einzigen Gast gegeben haben, der nicht schon beim ersten Blick auf ihre Erscheinung darauf getippt hatte, dass Mademoiselle Drusquart wohl vor allem anderen Erlebnisberichte zu frivolen Episoden zu Papier bringen würde und die Art ihrer Recherchen bei Madame eindeutig einer damit verwandten Natur sein mussten.

Sie hatte auch jetzt, hier in der Firma, etwas geheimnisvolles an sich, mit ihren unergründlich blitzenden Augen und der katzenhaften Geschmeidigkeit mit der sie sich die letzten beiden Schritte auf Dianne zu bewegte.

Schlagartig vergaß Dianne die Unannehmlichkeiten, die sie seit Stunden nicht los gelassen hatten. Es lag eine spöttische Dominanz in dem Blick, den Aimee ihr zuwarf, und der Dianne an einen inneren Abgrund beförderte. Für einen Schwindel erregend langen Moment hatte sie das Gefühl, das jüngere Mädchen könnte auf den Grund ihrer devoten Seele blicken und viel mehr noch sehen als das Geheimniss ihrer erzwungenen Keuschheit. Die Verwandtschaft zu der Art, mit der ihre Herrin sie anzublicken vermochte war erschreckend ausgeprägt. Sie hätte jedem weiteren Wort Aimees gehorchen müssen, hätte diese einen Wunsch geäußert. Doch Aimee blickte sie nur an und dann bekam Dianne sich wieder in den Griff.

„Oh, hallo, Aimee. Wie schön Sie zu sehen.”, entgegenete sie mit einer Stimme, über deren neutralen Klang sie selbst erstaunt war.

Erst jetzt registrierte Dianne die atemberaubende Aufmachung Aimees, die jegliche Konventionen sprengte. Die Spiegel in dem Aufzug, den sie benutzt hatte, um hier herauf zu gelangen, mussten beschlagen sein. Und angesichts des oft fortgeschrittenen Alters der üblichen, höher postierten Angestellten in diesem Bürokomplex hätte es Dianne nicht gewundert, wenn es in der Stadt nun um die Feierabendzeit knapp an Notärzten geworden wäre.

Aimee trug in ihren hochschaftigen Reitstiefeln eine derart eng anliegende Leggins, dass man auf den ersten Blick erkennen konnte, wie wenig sie von Unterwäsche an einem sonnendurchfluteten, späten Sommernachmittag hielt. Jedes einzelne Haar auf Aimees deutlich abgezeichneten Schamlippen wäre wohl zu erkennen gewesen, wenn sie nicht darauf bedacht gewesen wäre diese Region ihres Körpers glatt und geschmeidig wie einen samtenen Kinderpopo zu halten.

Dianne musste schlucken. Der weiche, neoprenartige Überzug unter dem Metall in ihrem Schritt schien überflutet zu werden von einem austretenden Schwall Feuchtigkeit. Ein Kribbeln, wie von unzähligen, kleinen Ameisenkörpern auf ihrer Straße unter der Haut, zog durch ihren Unterbauch. Nur mühsam konnte sie ihre Augen von dem anziehenden Schoß lösen und hinauf über den freien, gepiercten Bauchnabel und das weiße, ebenfalls sehr knapp bemessene Top in Aimees Gesicht schauen.

„Ist deine Chefin denn da?”, fragte Aimee sanft, wobei der Klang ihrer Stimme alles andere als dazu betrug, Diannes innere Aufruhr zu beenden. Denn sie lächelte ein wenig amüsiert, mit einem Blitzen in den Augen, dass man nur als irgendwie wissend beschreiben konnte. Und wieder wäre es Dianne völlig egal gewesen, wenn sie durch diese Augen bis hinein in die Tiefen ihrer leidenschaftlichen Seele ausgeleuchtet worden wäre. Sie hatte der alles ausfüllenden Präsenz Aimees bis dort hinein nichts an Widerstand und Zurückhaltung entgegenzusetzen. Es erschien ihr wie etwas ausserordentlich beglückendes, in Aimee eine Ergänzung der ihr eigenen, devoten Natur und eine Erfüllung ihres Verlangens nach Führung zu finden. Und seltsamerweise beruhigte sie dieser Gedanke und wischte jegliche Unsicherheit weg. Soweit, dass sie lächelnd antworten konnte.

„Sie ist in ihrem Büro. Allein, wenn sich nicht jemand Unsichtbares an mir vorbei geschlichen hat. Ich, äh … soll Sie n i c h t anmelden, oder?”

„Genau”, nickte Aimee.

„Okay. Aber wenn sie das sauer auf mich macht, dann habe ich was gut bei Ihnen!”

„Das hast du auf jedenfall, Dianne. Ich denke, es wird dir auch sicher etwas einfallen, ohne mich zu überfordern.”, erwiderte Aimee leise, wobei sie sich mit beiden Handflächen auf dem Schreibtisch abstützte und ihr Gesicht zum Küssen nah heran brachte. Es fehlte nicht viel und Dianne hätte genau das auch getan. „Möglicherweise ändere ich meine Prioritäten in der Zusammenarbeit mit dieser Firma auch. Wir werden sehen.” fügte Aimee, die noch immer spöttisch funkelnden Augen tief in ihren Blick gerichtet, hinzu.

„Na dann hoffe ich mal, Madame wird sich durch Sie ausreichend gestört fühlen und mir einen Grund geben für das Vergnügen, dieses Versprechen auch einzulösen.”

„Ja, da bin ich mir sicher. Genau das, hoffst du!” gurrte Aimee. „Wir sehen uns, Dianne.”

Sie richtete sich auf und ließ den langen Blick abreißen. Die atemlose Stille, die sich um sie beide herum in den zurückliegenden Minuten eingestellt hatte, kroch endlich in Diannes Bewusstsein. Keiner der Blicke ihrer Kolleginnen konnte der magischen Anziehung von Aimees Rückansicht entkommen. Wie gebannt starrten sie alle hinter ihr her und sahen zu, wie sie im Büro ihrer Chefin verschwand.

Diannes Gedanken sprangen hinein in den bevorstehenden Abend. Hin zu dem Moment, in dem ihre Herrin den Tagesrapport von ihr verlangen würde. Sie bemerkte, wie ein in ihr ein Zittern heraufzuziehen begann. Es war ihr erlaubt, ja sogar zur Aufgabe gemacht worden, in sich zu schauen und bewusst zu empfinden, wie sich die Fessel in ihrem Schritt in Situationen, die sie erregten, auswirkte. Nun aber saß sie in der Falle. Gefangen zwischen ihrem Bemühen, den Anforderungen und der Aufgabe ihrer Herrin für die Phase der Knebelung durch den Keuschheitsgürtel zur vollsten Zufriedenheit zu entsprechen und dem eigenen, unleugbaren Verlangen nach der Verheimlichung dieser elektrisierenden und vieles versprechenden Begegnung mit Aimee. Wie gerne hätte sie beides getrennt gehalten. Aber das würde sich nicht machen lassen. Es war bereits zu spät, ihrer Herrin die Begegnung mit Aimee zu verschweigen. Sie durfte das nicht und sie hätte es einfach auch gar nicht gekonnt. Madame Christine hatte ein unantastbares Recht auf ihre totale Offenheit und das Vertrauen, deren Gegenseitigkeit die Basis ihrer Symbiose war und bleiben musste. Aber was würde geschehen, wenn sie Christine in all der angebrachten Demut berichtete?

Im Moment wusste Dianne selbst nicht, was genau Aimee in ihr an Verlangen ausgelöst hatte. Sie war sich zwar sicher in dem Verhör ihrer Herrin spontan, detailliert und wahrhaftig antworten zu können, aber die momentane Ungewissheit, was dabei konkret aus ihr heraussprudeln würde, trug nicht unerheblich zur lähmenden Wirkung des Gedankens daran bei. Sie fühlte sich unwohl, hin- und hergerissen zwischen dem Gehorsam, der ihr Madame Christine gegenüber so viel bedeutete und der Angst davor, aus eben jener Kraft ihr Wollen auch in die Tat umsetzen zu können, die „Möglichkeit Aimee“ zu verlieren.

Das Telefon klingelte. Dianne nahm die willkommene Erlösung von diesen Gedanken und dem Zwang sich der anstehenden Entscheidung zu stellen erleichtert an.

* * *

Den ganzen Tag lang hatte Sophie sich mit der Frage beschäftigt, ob sie bei Crioline A.S., einem unterbewerteten Unternehmen, dessen Maschinenbausparte allein mehr wert war, als die Unternehmensgruppe insgesamt, als Mehrheitsaktionär einsteigen sollte. Sie hatte sich selbst immer wieder den alten Grundsatz ins Gedächtnis rufen müssen, nach dem ein Manager sich dem inneren Warnen nicht verschließen sollte.

Es war so, dass sich diese Art Frühwarnsystem im Nachhinein mehr als einmal als unersetzlich für sie herausgestellt hatte. Sophie konnte in aller Regel auf ihre Intuition vertrauen. Neben all ihren klassischen, erlernten Fähigkeiten um es an die Spitze der Firma zu bringen hatte sie diese Position dem recht unkonventionellen Festhalten an jenem Grundprinzip und somit an ihrem jeweiligen Bauchgefühl mit zu verdanken gehabt. Allerdings gab es nun rein formal absolut nichts auszusetzen an dieser Investition. Mal abgesehen von dem Rahmen des Geschäftes, dessen Größe ein grundsätzliches Risiko in sich barg. Wer auf einem einzelnen, großen Bein steht, der fällt gewiss auf den Hintern, sollte es aus irgendwelchen Gründen mal anfangen wegzuknicken.

Sophie stand schon eine geraume Weile nachdenklich an der breiten, nach außen hin verspiegelten Fensterfront ihres Büros und schaute durch das dämpfende Glas hinaus in die wie eine dunstige Glocke über den Straßenschluchten liegende Luft. Sie hatte Dianne angewiesen, für den Rest des Tages niemanden mehr zu ihr durchzulassen. Und Dianne war ausgesprochen geübt darin, spontan eine jeweils passende Begründung für die momentane Unerreichbarkeit ihrer Chefin zu finden. Ein „Madame Cuvelier ist leider in einer Besprechung“ würde ihr niemals über die schönen Lippen kommen. Wobei … lag nicht gerade heute bei Dianne ein etwas abwesender und verkrampfter Zug um eben diese Lippen?

Sophie wusste, sie war der Typ Mädchen, unter deren zurückhaltender Schale eine tief verborgene vulkanhafte Natur lag. So völlig verschieden von dem sanften, oft unsicher wirkenden Äußeren, das sie in Situationen zeigte, in denen sie sich unbeobachtet wähnte. Es war ganz offensichtlich, dass da ununterbrochen etwas unterhalb der sichtbaren Oberfläche des Mädchens arbeitete und gärte. Eben wie in einem Vulkan.

Es hatte Sophie recht schnell, nachdem Dianne eingestellt worden war, interessiert, wohin genau ihre Schritte sie täglich führten, sobald sie das Bürogebäude verlassen hatte. Sie wusste gerne über die Verhältnisse ihrer Angestellten bescheid; und noch mehr über Veränderungen darin. Wobei natürlich stets die notwendige Distanz gewahrt bleiben musste. Die Belange der Firma hatte sie einfach immer im Hinterkopf.

Bei ihren Nachforschungen bezüglich des Mädchens hatte Sophie schließlich herausgefunden, wie klein diese Welt doch im Grunde war. Sie war auf eine gemeinsame Bekannte gestoßen und die so entdeckte Verbindung hatte eine kleine Unsicherheit Sophies bewirkt. So interessant Dianne mit dem Wissen um diese Verbindung auch sein mochte, so wenig war es möglich ihr vergleichbar zu begegnen, wie sie es zum Beispiel Aimee gegenüber zu tun genoss.

Womit ihre Gedanken wieder in der Gegenwart angekommen waren. In 40 Minuten waren sie zum Essen verabredet. Zwar würde Aimee, wenn sie heute nicht gerade einen besonders guten Tag hatte, circa eine halbe Stunde zu spät dort erscheinen, aber Sophie überlegte dennoch, ob sie nicht besser im Restaurant anrufen sollte.

Ein leises Klicken riss sie aus ihrer Versunkenheit und sie drehte sich um. Es war Aimee, die an dem schweren Mahagonieschreibtisch stand und dieses Geräusch verursacht hatte.

”Wie war das gleich noch?”, lächelte sie. „Am wichtigsten ist eine gesunde Balance zwischen Firma, Familie, Freundin und Freizeit. Sonst gehen die wahren Werte, auf die es ja gerade in Führungspositionen ankommt, verloren!”

„Ja, da hast du Recht, Schatz. Allerdings dürfte dein „Dressing“ nicht unbedingt zur Stabilisierung der Balance dort draußen vor meiner Tür beigetragen haben.”

Sophie entspannte sich nur unwesentlich. Das war nicht ganz den Schwerpunkt treffend, der ihr angesichts des unmöglichen Anblicks, den Aimee bot, eigentlich auf der Zunge gelegen hatte. Aber sie würde gewiss erst als allerletztes die Fassung verlieren. Aimee grinste lediglich in gespielter Unschuld.

„Komm her!” befahl sie schmunzelnd. „Lass uns dieses Wertemanagement mit etwas Leben und Aufregung füllen. Ich hab‘ Hunger.”

Sophie zögerte einen Moment. Aimee ging eindeutig zu weit. Und das nicht zum ersten Mal. Bisher jedoch waren ihre Tabulosigkeit und die Frechheiten, die sie sich leistete immer gerade deswegen so anziehend und amüsant gewesen, weil sie völlig unbeschwert von einer Tangierung der Firmenangelegenheiten geschahen. Was auf vielfältige Weise seinen Reiz hatte.

Es würde vielleicht ein wenig bitter schmecken, aber wenn es nicht anders ging, würde sie sich von ihr trennen müssen. Bevor sich dieser Verlust der Kontrolle über ihre Beziehung in wirklich gefährliche Bereiche ausweiten konnte.

Diese Erkenntnis zu akzeptieren und angemessen umzusetzen bereitete ihr keinerlei Mühe. Sie war Geschäftsfrau. Gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen und sie umzusetzen. Schon jetzt hatte Aimee ihr durch ihren Auftritt dort draußen einen irreparabelen Schaden an der Position zugefügt. Es fiel Sophie nicht schwer ein Lächeln zu erzeugen, das diese Gedanken sicher verbarg. Nun waren sie halt mitten im Spiel. Sie kam Aimees Wunsch nach und ging langsam auf sie zu.

„An was, als Vorspeise, hattest du da gedacht?”

„Was süßes … weiches … warmes. Wenn du so was hast. Feucht, geht aber auch …”

„Du bist ordinär, Aimee!”

„Ja, aber du magst das. Oder sollte sich das geändert haben?”

Nein, es hatte sich nicht geändert. Respektlosigkeit und rücksichtslosem Hedonismus begegnete Sophie nicht gerade oft. In aller Regel wurde sie anhand ihrer Herkunft, ihres Jobs und dem ganzen, gehobenen Background wegen so verdammt selten mit etwas so direktem und ehrlichen konfrontiert wie die Hemmungslosigkeit Aimees. Es gab so gut wie nichts, dass sie sich nicht auf die ein oder andere Art hätte kaufen können. Sei es materieller Natur oder auch die einer Illusion von einem Gefühl. Aber es blieb immer der schale Nachgeschmack des künstlichen zurück.

Aimee dagegen war nicht käuflich, nicht berechenbar und ganz gewiss auch in keinster Weise irgendwie berechnend oder ihr hörig. Es gab einfach nichts, das den Begriff Authentizität und Echtheit besser mit pulsierendem Leben ausfüllen konnte als dieses Mädchen. Darüber hinaus besaß sie eine erotische Ausstrahlung, deren Anziehungskraft sich Sophie bereits bei ihrer ersten Begegnung in dieser Hotelbar nicht hatte entziehen können. Im Grunde war Aimee um einiges reicher an Freiheit als sie selbst, mit all ihrem Einfluss, ihrer Macht und dem Geld. Sie war schlicht die pure Attraktivität für jemanden wie Sophie. Es war wirklich schade diese Liaison beenden zu müssen.

Sie legte ihre Hand an Aimees Wange und schenkte ihr als Antwort einen verliebten Blick. Für ein letztes Mal würde sie sich dem Reiz, diese Kleine auf beiden Ebenen zu lieben, hingeben.

„Bring mir einfach in Erinnerung, wie sehr ich das an dir mag.“, hauchte sie Aimee zu.

Ihr Daumen begann sanft die glatte Hautpartie zu streicheln, die sich über dem etwas geröteten Wangenknochen spannte. Sophie genoss diese einleitende Zartheit, den Blick tief eingetaucht in die Augen Aimees. Ausdauernde Zärtlichkeit war immer die Overtüre zu einem Duett gewesen, dass sich intensiv und langsam an ein finale furioso herangetastet hatte. Jetzt, so nah an dem 20 Jahre jüngeren, warmen Körper wurde es leicht, sich dem Zauber des Augenblicks hinzugeben, auch wenn ihn eine leise Bitternis umwehte.

Sophie umfasste Aimees Hüfte mit der anderen Hand, zog sie an sich, bis die warme Präsenz der kleinen, festen Brüste ihr durch die eigene, hochgeschlossene Kleidung hindurch ein Kribbeln in den Spitzen ihres Busens verursachte. Ihre Lippen fanden sich, noch immer vorsichtig, in einem weichen Kuss, der so gar nicht an die Fähigkeit zu solch ordinären Worten, wie sie Aimee benutzt hatte, glauben lassen wollte. Sophie bemerkte den leichten Schauer, der durch diesen Kuss in Aimee ausgelöst wurde auf sich übergreifen. Das hier ließ sie beide nicht kühl, wenngleich es Aimee gelang eine ungewöhnliche Passivität beizubehalten.

Sie löste ihre Lippen von dem geöffneten Mund Aimees und nahm den Kopf ein Stück weit zurück um sie anzusehen. Sie würden nun eine Weile keine Worte brauchen. Aimee blieb ruhig, schaute sie nur unverwandt an. Ein leicht triumphierender Blick lag in ihren Augen und Sophie gestattete ihr den stillen Sieg – welcher Art er auch immer sein mochte.

Sie senkte den Blick. Es war egal, was genau in Aimees Gedanken einen Triumph bedeutete. Wer hier nun wen benutzen würde, musste nicht entschieden werden.

Sie konzentrierte sich wieder auf den Körper vor ihr und bemerkte, dass Aimee eine weitere Reaktion zeigte. Ihre Brustwarzen hatten begonnen sich aufrichtend gegen den weißen, elastischen Stoff des Tops zu drängen. Sophies Hände schlossen sich um die Wölbungen, vorsichtig, wie bei der Berührung zweier fragiler Schmetterlingsflügel. Sie spürte die Wärme in ihren Handflächen und begann ihre Fingerkuppen leicht zu bewegen, während sich ihre Lippen auf Aimees Oberteil senkten um die linke Brustwarze einsaugend zu umschließen. Ihre Zungenspitze tupfte drängend auf den Dorn. Sie spürte, wie sich Aimees Hände in ihr Haar gruben um den Mund, der sie verwöhnte dort zu fixieren. Langsam löste Sophie ihre Finger und ließ sie die Fahrt links und rechts, hinab auf die anziehend warme Haut beginnen.

Aimees Becken bewegte sich leicht und Sophie bemerkte, wie das erneute Zucken von Nervenden unter ihren liebkosenden Fingernägeln Aimees Taille mit einer Gänsehaut überziehen ließ. Ein erster, leiser Seufzer entwich der nun deutlich in Bewegung geratenen Brust unter ihrer Zunge.

* * *

Ein kleiner Platz in Aimees Denken blieb eingenommen vom leichten Erstaunen, wie schnell sich Sophie entschlossen zu haben schien über die Provokation der Art ihres Erscheines hinwegzugehen. Es gelang ihr nicht, sich das zu erklären. Aber es verlor nun zusehends an Bedeutung. Es war gut, sich Sophie einfach zu fügen und es tat ihr gut, wie das im Moment konkret geschah. Sie hatte nicht geplant, die Gegensprechanlage anzuschalten und Dianne zur geheimen Zuhörerin zu machen, sondern war dieser Laune völlig spontan gefolgt. Das so nervös wirkende Mädchen da draußen würde gewiss einen Weg finden, das kleine, so überaus intime Hörspiel in aller Diskretion zu genießen. Und wer wusste, vielleicht ebnete diese Aufmerksamkeit auch einen Weg. Aimee war sich sicher, dass es interessant sein musste, die inneren Tiefen Diannes bis auf den Grund auszuloten. Zum Glück hatte Sophie das Klicken, dass sie zum umdrehen bewegt hatte, nicht zuordnen können.

Aimee löste ihre Hände aus den weichen Haaren vor ihr. Sie ließ sich hinab auf die Kante des Schreibtisches und rutschte ein wenig nach, bis sie saß. Ohne den Kontakt mit dem saugenden Mund zu verlieren stützte sie sich nach hinten hin auf der Tischplatte ab. Sophies Hände waren auf ihren Hüften zur Ruhe gekommen. Aber das würden sie nicht lange bleiben.

* * *

Dianne hatte das kleine rote Lämpchen an ihrem Telefon sofort bemerkt und war erstarrt. Der übermächtige Wunsch zu den beiden hineingerufen zu werden nahm schlagartig Besitz von ihr. Und zugleich wurde ihr bewusst, wie absurd diese intensiv gefühlte Hoffnung war.

Dann, ebenso schnell, überfiel sie die daraus resultierende Lähmung bei dem Gedanken, was es bedeuten würde nun dort hinein zu müssen. Es war vielleicht zu viel gewesen für Dianne. Was sie in den zurückliegenden Tagen in dem stählernen Gürtel an Empfindsamkeit entwickelt hatte ließ sie für sich genommen schon ununterbrochen innerlich zittern. Dann waren da noch der Auftritt Aimees und die bevorstehende Begegnung mit ihrer Herrin. Sie war einfach überfordert von all den Implikationen ihrer vielfältigen Bedürfnisse in all diese Richtungen. Dianne war überreizt. Und dieser Schockzustand verhinderte, dass sie sich mit einem „Ja, Madame Cuvelier?“ meldete, wie es üblich gewesen wäre.

Aber dann blieb es für einen langen Augenblick auch auf der anderen Seite still. Bis sie Aimees Stimme hörte, wie sie zu Madame sprach. Die Erkenntnis, was das bedeutete, sickerte nur langsam in ihr Bewusstsein. Wer immer von den beiden Frauen dort im Büro auf den Knopf gedrückt hatte, wollte, dass sie zuhörte. Dabei war es nicht wirklich eine Frage, wer es gewesen war. Es konnte einfach nur Aimees verrückter Einfall sein. Allerdings würde nun auch in Madame Cuveliers Büro ein stilles, rot leuchtendes Lämpchen unübersehbar sein. Dianne überlegte, das Gerät stumm zu schalten. Aber das konnte sie nicht wagen, die Hürde dieser Entscheidung war zu hoch. Sie sollte zuhören. Egal, ob nur Aimee oder auch ihre Chefin diesen Wunsch hatten, sie musste dem gehorchen. Das war ihre Natur. Es war leicht und verlockend sich das verstärkend einzureden, sie erkannte das sehr wohl. Aber was hatte sie zu verlieren, wenn sie sich jetzt gestattete, der aufgekommenen Neugierde nachzugeben? Und auch ihre Herrin würde sicher Gefallen daran finden, wenn sie ihr davon berichten würde. Dann mochte es auch sein, dass sie selbst Aimees Verlockungen widerstehen konnte um wieder 24 Stunden am Tag die gehorsame Sklavin ihrer Herrin zu sein. Jetzt zuzuhören würde ihren abgewichenen Gedanken die Möglichkeit bieten sich in einem detaillierten Bericht zu reinigen. Sie würde damit ein Geschenk haben für Madame Christine, die schließlich sehr viel in sie investierte. In ihre Ausbildung und Veredelung, wie sie es selbst sehr gern ausdrückte.

Sie begann den unsichtbaren Ereignissen in Madames Büro zu lauschen.

* * *

Sophie folgte dem Körper automatisch an den Rand des Schreibtisches, bis sie die warmen Schenkelinnenseiten Aimees fest an den eigenen Beinen spürte.

Das mitlerweile durchnässte Top ließ rotschimmernd die harte, fingergliedlange Brustwarze erkennen, noch betont durch die Spuren ihres Lippenstiftes, der unter dem Saugen in den weißen, feuchten Stoff gezogen war. Nicht erst an Aimee hatte sie gespürt, wie sehr es sie erregte ihren Mund zu gebrauchen. Sie genoss es beinahe ebenso sehr zu saugen, küssen und lecken, wie es sie zum Wahnsinn brachte von einer tabulosen Zunge verwöhnt zu werden.

Ihre zur Ruhe gekommenen Hände begannen am Rand der wie eine zweite Haut eng sitzenden Leggins vorsichtig die samtene Taille Aimees zu streicheln, während ihre Lippen hinüber zur anderen Seite wechselten. Auch hier begann sie an dem pochenden Nippel zu knabbern um ihn schließlich in die warme Höhle ihres Mundes einzusaugen.

„Ja, …”, stöhnte Aimee leise und langgezogen, „… du weißt, was ich brauche.”

Es klang so, als würde sie genießerisch schmunzeln dabei. Sophie spürte, wie sie anfing feucht zu werden. Ein warmes, durch ihren Körper ziehendes Band hatte begonnen ihre Lippen mit ihrem Schoß zu verbinden.

Ihre Hände griffen knapp über der Tischplatte an Aimees Pobacken und zogen sie gegen ihre vordrückende Vulva bis sie beide fest, Schambein an Schambein waren. Sophie löste ihren Mund und sah Aimee an, die noch immer dieses leicht spöttische Lächeln in den nun doch etwas erhitzten Zügen trug. Aber sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was in ein paar Minuten, am Ende ihrer Affaire sein würde. Die Erregung, die sie ergriffen hatte, verlangte nach mehr. Nach viel mehr, nach der Erfüllung – jetzt, hier auf dem Tisch – in der Befriedigung ihrer Lust. Sie sehnte sich danach ihre Haut in einer festen, großflächigen Berührung an Aimees zu fühlen.

„Ich will sie sehen!”, sagte sie bestimmend und begann auf beiden Seiten von Aimees Körper mit den Fingern unter das weiße Oberteil zu fahren.

Aimee zuckte ein wenig bei der Bewegung der streichenden Fingern auf ihren Rippenbögen, aber sie hob folgsam lächelnd die Arme und ließ sich das Top abstreifen. Sophies Hände glitten zu den Spitzen der gebräunten Brüste. Ganz sanft berührten ihre Handflächen die empfindlichen Bereiche und nahmen eine unmerklich kreisende Bewegung auf ihnen auf.

Aimees Brust hob sich in einem schnellen Atemzug merklich an. Sie schloss die Augen und Sophie verstärkte den Druck ihrer Finger. Sie konnte kaum noch widerstehen, den heftiger bewegten Körper an sich zu ziehen und die letzten, wenigen Zentimeter, die sie von Aimee entfernt war zu überbrücken.

Aimee schaute sie wieder an und begann mit geschickten Fingern ihre Bluse aufzuknöpfen. Sophie ließ es zu, als sie ihr den luftigen Stoff in einem Zug mit dem Blazer des klassisch dunkelblauen Kostüms über die Schultern und Arme streifte bis lediglich der leichte, spitzenbesetzte Bügel-BH eine letzte Barriere bildete. Flink fuhren Aimees Finger zwischen die beiden Wölbungen der Brüste und lösten den Verschluss dort.

Sophie schaute zu und musste lächeln angesichts des Gedankens, den dieser Anblick ihr eingab. Es erschien ihr wie der letzte Fetzen Stoff eines zerrissenen Segels, das der stürmische Wind vom Mast riss um das Schiff den wütenden Naturgewalten vollends auszuliefern. Und warum auch nicht? Das gemeinsame Schiff sollte versenkt werden und Sie war bereit für ein letztes Eintauchen in die sturmgepeitschte See ihrer gemeinsamen Leidenschaft.

Aimees Hände hatten sich zu ihren Hüften weiterbewegt und Sophie musste den festen Kontakt ihrer Schöße ein wenig lösen um dem sanften Drängen der Finger nachzugeben. Aimee drehte den eng geschnittenen Rock Sophies bis der kleine Reissverschluss vorne lag und öffnete ihn. Mit einem leise knisternden Geräusch rutschte der Rock an Sophies Nylons entlang zu Boden. Sie stieg mit einem Fuß hinaus und beförderte den Stoff mit dem andern zur Seite fort. Aimee zog sie wieder an sich und legte ihre Hände mit leichtem Druck drängend auf die festen Pohälften. Ihre Münder trafen sich und beide stöhnten leise auf.

In diesem Kuss lag nun nichts mehr von Kontrolle oder Behutsamkeit. Aimees Schenkel schlossen sich um ihre Hüfte und Sophie bemerkte ihre Hände an den Seiten des Kopfes. Sie erwiderte das drängende Vorstoßen der weichen Zunge Aimees in ihren Mund und ließ sich gefangen nehmen von dem rauschhaften Begehren, das sie zu überfallen begann. Die Feuchtigkeit in ihrem Schoß hatte sich bereits über den schmalen Streifen des Slips hinaus ausgedehnt. Sie war schlicht geil auf die erste Berührung dort unten durch Aimees Finger oder noch besser, ihrer Lippen und der Wahnsinn verbreitenden Zunge, die sie seit der Ewigkeit von drei langen Tagen schon nicht mehr dort gespürt hatte.

Ihr Küssen gewann an Heftigkeit, füllte mit keuchenden und schmatzenden Geräuschen den großen Büroraum. Es nahm Sophie die Luft in dieser Heftigkeit. Ihre Brustspitzen glühten allmählich in dem ununterbrochenen Reiben an Aimees Haut und Busen, das in ihrem eng umschlungenen Kuss nicht enden wollte. Sie riss sich los, befreite sich aus den Händen Aimees an ihrem Kopf und holte in einem tiefen Zug Atem.

„Mein Gott! Was stellst du bloß an mit mir!“, flüsterte sie.

Aimee grinste nur und ließ sich zurück sinken. Ihre Schenkel lösten die Umklammerung und Sophies Hände strebten automatisch auf den dargebotenen Schoß zu. Ein länglicher Flecken Feuchtigkeit hatte sich unter dem gespannten Stoff der engen Leggins gebildet; dort, wo sich die nun deutlich angeschwollenen Schamlippen Aimees zu der anziehenden Spalte vereinigten, die Sophie auch mit verbundenen Augen erkennen würde. Am Geruch, dem Zucken unter ihrer über sie streichenden Zunge, auf den Spitzen ihrer sie liebkosenden Finger.

Für einen Moment wurde sie schwach. Vielleicht gab es ja doch einen Weg, Aimee soweit in den Griff zu bekommen, dass sie gefahrlos das Private vom Geschäft getrennt halten konnte. Es musste ihn einfach geben!

Sophie wurde bewusst, dass sie bereits seit ein paar gedankenverlorenen Sekunden die festen Oberschenkel streichelte, begleitet vom unsteten Zucken Aimees. Auf gleitenden Fingerspitzen näherte sie sich langsam dem Ziel ihrer kleinen Reise.

Aimee hatte sich vollends zurückgelegt und begonnen die aufragenden Brustwarzen in einem sanften Kreisen zwischen ihren Fingern zu zwirbeln.

Sophie registrierte diesen Anblick nur beiläufig. Ihre Konzentration galt einzig und allein dem anziehenden Schoß ihrer Freundin. Wieder wollte sie dieses verlockende Ziel zunächst durch den vollgesogenen Stoff, der es verdeckte, liebkosen. Aber dann kam ihr eine andere Idee. Sie griff nach dem schlanken Brieföffner, der mehr ein zierendes Utensiel auf dem großen Schreibtisch darstellte und beugte sich vor. Aimee hatte die Augen geschlossen. Sophie setzte die abgerundete Spitze vorsichtig an den dargebotenen Hals an. Ein Stöhnen entfuhr dem lustvoll verzerrten Mund.

„Keine Angst, mein Schatz, für eine solche Sauerei ist hier nicht der richtige Ort.“ Sophie lächelte. „Lass dich gehen und genieß das kleine Szenario.”

Langsam, wie in einem Zeremoniel, führte sie die harmlose Klinge tiefer. Über die nackte Schulter Aimees, kreuz und quer über die runden, festen Brüste und hinab über den Bauch auf die Hüften.

Aimee stöhne immer wieder leise auf. Die Augäpfel unter ihren geschlossenen Lidern flatterten in einem unrythmischen Kommentieren jeder kleinen Richtungsänderung, die das warme Metall auf ihrer Haut vollzog.

Nach und nach bedeckte Sophie den gebräunten Körper unter ihr mit langen, gewundenen Bahnen, die Aimee mit einem blassroten Muster versahen. Ein Kribbeln durchfuhr ihre Hand und wanderte langsam ihren Unterarm hinauf. Sie war erneut an Aimees pochendem Schoß angekommen. Ihre freie Hand legte sich warm und weich auf den dargebotenen Venushügel. Ganz deutlich spürte sie den rasanten Herzschlag in den Schamlippen unter der Handfläche pulsieren, die wie eine schützende Muschelhälfte dort ruhte. Dann spreizte sie den Mittel- und Zeigefinger, setzte die Spitze des Brieföffners dazwischen und zog mit leichtem Druck die feuchte Spalte entlang. Zu gerne hätte sie es nun gesehen, dass der saftdurchtränkte Stoff der Leggins dort zu reißen beginnen würde. Aber das konnte nicht geschehen, da die Spitze und Seitenränder abgerundet waren.

„Komm, heb deine Hüfte an!”, stieß sie mit einer Stimme, die merklich um Beherrschung rang hervor.

Aimee gehorchte und es gelang Sophie den engen, schwarzen Stoff über das angespannte Becken ihrer Freundin zu streifen. Hinab bis zu den Fesseln, wo sie die Leggins einfach hängen ließ. Es reichte bereits aus um den auseinanderfallenden Schenkeln Aimees ausreichenden Spielraum zu geben. Der Anblick der nun offen vor ihr liegenden Spalte beendete jede Anstrengung sich zurückzuhalten und jeden einzelnen Moment verzögernd und streckend auszukosten. Zärtlich drückte sie mit den Fingern auf die geschwollenen Schamlippen und genoss das Gefühl des samtig-feuchten Films, der sie überzogen hatte. Aimee war patschnass, der offenstehende Schlitz glitzerte.

Vorsichtig ließ Sophie ihren Mittelfinger in dem glitschigen Spalt einsinken. Die heißen Lippen umschlossen die Fingerkuppe wie ein weicher warmer Handschuh und Sophie erschauderte. Beinahe fühlte es sich so an, als würde diese unbeschreiblich weiche Öffnung ihren Finger einsaugen wie ein begieriger, ausgehungerter Mund. Unwillkürlich ließ sie auch ihren Zeigefinger in den geschwollenen, gierigen Schlund eintauchen und begann mit einer langsamen Auf-und-Abbewegung. Das schmatzende Geräusch machte sie verrückt.

Wieder beugte sie sich vor, bis ihre volle Brust schwer auf Aimees Busen lag. Sie suchte den geöffneten Mund zu fangen, was ihr auch schnell gelang. Aimees Augen blieben geschlossen, ihre Hände, die sich vor einem Moment fest an den Rand des Schreibtisches gekrallt hatten lösten sich und fuhren nach oben um Sophies Gesicht zu halten. Ihr Zungen begegneten sich voller ungestümer Leidenschaft, für einen langen Moment im Gleichklang der Bewegungen. Bis dieser Moment des Verschmelzens so schnell wieder verging wie er sich eingestellt hatte.

Ein dritter Finger Sophies passierte den Eingang in Aimees Schoß und das heftige Aufstöhnen des Mundes unter dem ihren sorgte für den Übergang in die nächste Phase ihres Spiels. Aimee hatte den Startschuss für den Schlussspurt gegeben. Sophies Bewegungen wurden heftiger und unkontrollierter. Immer schneller bewegten sie die gleitenden die Finger und löste den großflächigen Kontakt mit ihrer mitlerweile bebenden Gespielin.

Sie kniete sich auf den Boden vor dem Schreibtisch und hätte sich am liebsten sofort mit ihrem verlangenden Mund auf diesen kochenden Schlitz gestürzt, der so nah vor ihren Augen fast das gesamte Sichtfeld ausfüllte.

Stattdessen leckte sie in kleinen Kreisen die Innenseiten der Oberschenkel Aimees entlang. Langsam und ausgiebig. Weg von der viel schnelleren Bewegung, mit der ihre Hand wie aufgezogen und abgespult Aimees Grotte bearbeitete.

Der kosende Mund erreichte das Knie und umschmeichelte diese empfindsame Stelle eine Weile. Dann löste Sophie ihre Lippen und nahm den Kopf ein wenig zurück um den Anblick des weit geöffneten Schoßes, der sich ihr darbot, in allen Feinheiten in sich aufzunehmen.

Sie hatte schon oft die pralle, aufklaffende Muschel Aimees geleckt, aber nie war ihr die Schönheit des Anblicks so bewusst geworden wie in den wenigen Sekunden ihres letzten Innehaltens nun. Direkt über dem bewegten Zeigefinger glitzerte Aimees rosafarbener, harter Kitzler im Fluss der überschwemmenden Säfte ihrer Lust. Einer süßen Perle gleich, die sehnsüchtig hervorragte und wie in einer Einladung zur zärtlichen Liebkosung um Beachtung schrie. Eingefasst von den blutgefüllten, in kräftiger gewordenem Rot glänzenden inneren Schamlippen, die der rasierten Wölbung des Venushügels entsprangen und in dem tiefen Tal mündeten, dessen Wände von einer Samtigkeit waren, für die auch Sophie niemals ausreichende Worte würde finden können. Es war die schlicht perfekte Schöpfung nach dem Abbild einer Göttin, für die Sophie den Glauben an jede andere Macht aufzugeben bereit gewesen wäre. Sie bedauerte die Zwangsläufigkeit, mit der dieser Augenblick vergehen musste und vielleicht noch mehr die fehlende Empfänglichkeit Aimees für eine sich auf diese Art und Weise offenbarende Schönheit.

Ihre Stimmung begann umzuschlagen und ein wehmütiger Zug entstand auf ihrem Gesicht. Die Bewegungen ihres Körpers nahmen etwas mechanisches an. Sie und Aimee würden immer unendlich weit von einander getrennt bleiben und jeder körperlichen Nähe, jedem bei der anderen ausgelösten Höhepunkt würde das Überschreitenkönnen dieser letzten Grenze versagt bleiben müssen. Mehr als eine Liaison, eine angenehme Ablenkung von der elementaren Einsamkeit, die Sophie in ihrer Empfindsamkeit ruhen spürte, konnte auch die so frische und unkonventionelle Aimee in ihrem Übermaß an attraktiver Jugendlichkeit nie sein. Was nun folgen würde, konnte, gemessen an dem Vergehen des Augenblicks, lediglich das automatische Überreichen eines gewohnten Geschenkes sein, welches nur die Beschenkte für ein solches halten konnte. Doch selbst dieser Gedanke war nur absurd. Aimee erkannte keine Geschenke, sie nahm sich, was sie haben wollte.

Sophie verdammte in der Nüchternheit all dieser Erkenntnisse nicht einmal die Unzulänglichkeit der Jüngeren, die alles Beschäftigen mit ihr zur sinnlosen Zeitverschwendung degradierte. Es war nunmal so, wie es war. Ein lächerlich dummer und nichtssagender Gedanke. Aber er brachte Sophie zum lächeln. Sie wusste selbst nicht, wieso sie nun den Daumen auf das geschwollene Zentrum der Erregung vor ihren Augen legte und in die Stimulation der Finger unter ihm einfallen ließ. Es wäre richtiger – nein, einzig richtig – gewesen, nun den endgültigen Schlusspunkt hinter diese Beziehung zu setzen. Die Illusion war in ihrer Natur erkannt worden und gleich darauf hatte sie das Schicksal aller Seifenblasen ereilt. Eine folgerichtige Erkenntnis.

Nun … lange würde das alles nicht mehr dauern und mit Aimees kleinem Tod wäre eben jener Schlussakkord vollbracht. Nur, dass es dieses Mal zugleich auch der absolute Tod sein würde.

Sie streckte die Zunge aus ihrem sich Aimees Spalte nähernden Kopf und stellte das wilde Stoßen ihrer Finger ein. Der intensiver werdende Geruch dominierte einen Moment lang alle anderen Sinneseindrücke und der bekannte Geschmack von Aimees Liebessäften stellte sich auf Sophies Zunge ein, noch bevor sie die nassen Schamlippen berühren konnte.

Der absolute Tod.

Ganz sachte leckte sie die Feuchtigkeit auf, während ihre Finger eine flatternde Bewegung in Aimees geweiterter Röhre vollführten. Sophies Gedanken bewegten sich nun schneller. Sehr viel schneller.

„ … keine Angst, mein Schatz, für eine solche Sauerei ist hier nicht der richtige Ort …” Vielleicht hätte sie den Brieföffner doch auf diese andere, endgültige Art benutzen sollen.

Der absolute Tod. Plötzlich und unerwartet.

Hatte ein Mädchen wie Aimee es überhaupt verdient von einer Frau wie sie derart beachtet und begehrt zu werden? Was, ausser ihrem Körper und der Hemmungslosigkeit mit der sie ihn benutzte, hatte sie denn schon an Attraktivität zu bieten? Da waren nicht mehr als eine Hülle und eine Lebenseinstellung, die ein interessantes Spielzeug aus ihr machten. Wo aber war das wahre, selbstlose Geschenk Aimees an sie? Wo die Reflexion jener Hingabe, die sie, Sophie, ihr entgegenbrachte, auch in den zurückliegenden Minuten?

Der absolute Tod. Unerwartet, plötzlich und unerkannt, im Moment des höchsten Gefühls zu dem ein lebendiger Körper fähig sein konnte. Wäre das nicht das ultimative, absolute Geschenk der gegenseitigen Hingabe?

Nein, nicht ganz. Hier fehlte es an der Hingabe Aimees, am willentlichen Dahingeben ihres Lebens in dem erfüllenden Gedanken damit das größtmögliche Geschenk zu überreichen.

Sophies freie Hand ertastete den Brieföffner und umfasste den Griff. Die Spitze ihrer Zunge erreichte die pulsierende Klitoris Aimees, tanzte über sie und begann in einem steten Trommeln den empfindlichen Punkt zu stimulieren. Sie spürte eine Berührung in ihrem Haar. Aimees Hände waren hinein gefahren und zerwühlten es. Sophie bemerkte wie das zyklische Zusammenziehen und Entspannen der Bauchdecke Aimees einsetzte, das den sich aufbauenden Orgasmus ankündigte. Es würde nicht mehr lange dauern. Sie konzentrierte sich auf ihre Lippen und begann mit saugendem Mund und einer wild umher huschenden Zunge den letzten Gipfelsturm. Hinauf auf die Klippe, von der hinab im Fall Aimees Tod besiegelt werden würde.

Und dann schmeckte sie den Schwall von Flüssigkeit, den der pressende Unterbauch Aimees ihr in den Mund schoß. Sophie stieß die Hand im Schoß ihres Opfers mit aller Kraft vor, hob den dolchartigen Brieföffner und rammte die abgerundete Klinge einen Sekundenbruchteil nachdem sie das Ziel fixiert hatte mit voller Kraft in des pumpende Herz Aimees.

Das warme Metall bohrte sich ohne Widerstand in voller Länge in das weiche Fleisch. Erst die feste Handkante Sophies beendete sein gewaltsames Eindringen. Sie spürte, wie die abrupt entladene Wucht der Bewegung eine Rippe brach.

Fasziniert starrte sie auf das Schauspiel, das in Aimees Schoß ablief. Die klaffende Öffnung, die noch immer den größten Teil ihrer anderen Hand umschloss, verfärbte sich in einem gleichmäßigen Ablauf von dunklem Lila über ein immer mehr verblassendes Rot, hin zu einer abstoßend gelblich-kranken Farbe. Zugleich verschrumpelten die angeschwollenen Lippen wie in Zeitlupe. Bis sie aussahen als wäre die Frau, der sie gehörten, jenseits der Fünfzig. Der feuchte Glanz auf ihnen war verschwunden, sie sahen tot aus.

Sophie entzog den wieder weich gewordenen Schamlippen schließlich ihre Finger und richtete sich auf. Den Brieföffner hielt sie noch immer so fest umschlossen, dass die Knöchel ihrer Hand, deutlich weiß hervortraten. Das zerfetzte Herz färbte die Haut um sich herum dunkel. Der präzise Einstich hatte nahezu alles Blut nach innen ergießen lassen, so dass lediglich ein unbedeutend kleines Rinnsal an Aimees Busen hinab geflossen war. Sophie löste ihre Faust und betrachtete versonnen das starre Gesicht unter sich. Aimees Augen waren weit geöffnet. Sie lag mit einem friedlichen Ausdruck einfach da. So völlig ohne Ansatz eines Blickes, dass sie wie eine lebensgroße Porzellanpuppe wirkte.

Ein periodisches Blinken lenkte Sophies Aufmerksamkeit auf sich. Es wirkte nüchtern in seiner Stetigkeit und auch Sophie fühlte mit einem Mal wie sehr eine deutliche Unbeteiligtkeit sie ausfüllte. Sie leckte den fast schon getrockneten Flutflecken von ihrer Handkante und tat, was zu tun war um diesem Ende einen neuen Anfang einzuhauchen:

„Dianne, das kleine Hörspiel ist zuende. Kommen Sie bitte zu mir ins Büro.”

Es hatte einen Moment gedauert, aber natürlich … das leise Geräusch, das Aimee verursacht hatte hatte sie eindeutig und sicher zuordnen können. Noch bevor ihr die kleine Leuchtdiode an der Telefonanlage die Bestätigung gegeben hatte.

„Ach, und Dianne … machen sie sich keine Gedanken über den Termin am heutigen Abend. Ich werde ihrer Herrin erklären, weswegen sie ihn nicht wahrnehmen können.”

„Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen, mein Kind.”, dachte sie leise in sich hinein lächelnd. Viel zu lange hatte Sophie sich gegen eine weitergehende Anteilnahme an den Vorlieben ihrer Freundin, die Dianne ‘Madam Christine’ zu nennen hatte, gestreubt.

Nach einem letzten Blick auf die erblasste Leiche wandte sie sich ab. Als Dianne eintrat registrierte Sophie das nur beiläufig. In ihrem gedankenverlorenen Blick hinaus in die funkelnden Lichter der Stadt spiegelte sich eine lange vermisste Ruhe. Eine satte Ruhe, die zugleich um die veränderte Natur des bald neu erwachenden Hungers wusste.

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